Die Q2/22-Zahlen von #Amazon sind gut – auf den ersten Blick.
Bild: nt-v Screenshot, LinkedIn Alexander Graf
Im Detail gibt es einige Probleme, vor allem mit Blick auf das Handelsgeschäft. Drei Erkenntnisse, die ich heute morgen auch live in der #Telebörse bei NTV mit Mara Bergmann teilen durfte:
[1] Cloud vs. Handel: Auffallend ist, dass Amazon im Handelsgeschäft weiterhin viel Geld verliert und lediglich die hohen Gewinne aus dem Cloud-/Tech-Business mit AWS den Konzern in Summe absichern. Amazon braucht AWS, sonst sähe es düster aus.
[2] Werbung: Nur wenn Amazon als Handelsplattform weiter wächst, werden Händler das Werbesystem – das zuletzt für hohen Umsatz/Gewinn gesorgt hat – nutzen und nur dann werden auch mehr Kunden das Prime Setup nutzen, was in den nächsten Quartalen einen massiven Preiserhöhung ausgesetzt wird. Die Zahlen zeigen eine deutliche Abschwächung dieser strategischen Bereiche auf: 21 % Wachstum beim Werbegeschäft klingt gut, wenn man es mit den aktuellen Facebook- und Google-Zahlen vergleicht. Aber das Werbegeschäft von Amazon hat ein stark limitiertes Inventar, was in vielen Kategorien bereits ausgereizt ist.
Deswegen wird Amazon weiterhin bereit sein, starke Verluste im Handelsgeschäft in Kauf zu nehmen, um Werbung und Third Party Seller Services nicht zu gefährden. Die Frage ist: Wie lange können sie sich das leisten? Wann hören sie auf in neue (kleine) Märkte zu expandieren, die noch auf Jahre hinaus negativ sein werden?
[3] Logistik: Amazon hat sich während der Pandemie zu viel vorgenommen und Überkapazität aufgebaut in der Logistik. Die Ausgaben dafür sind schon verbucht, die Einnahmen daraus folgen in den nächsten Quartalen. Das dürfte Amazon noch etwas Puffer für eine hohe Inflation geben.
🤑 Alles in allem aber sind die Zahlen gar nicht mal so schlecht. Ob die Preissprünge am Aktienmarkt zu den Q2-Zahlen rational sind, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Durch die Marktmacht von Amazon sind die Quartalsberichte immer besonders spannend, weil ein schwächelndes Amazon auch immer mit einem schwächelnden Onlinehandel in Summe einhergeht.
Eine detailliertere Analyse findet ihr auch bei #Kassenzone, Link wie immer in den Kommentaren.
Wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht…
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Florian Seikel
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