
Gaia-X soll europäische Werte in Standards übersetzen – doch die amerikanischen Cloud-Konzerne wollen mitwirken. Ein Beispiel verdeutlicht die komplizierte Beziehung.
25.08.2021 | von Christof Kerkmann
Düsseldorf. Es ist eine viel diskutierte Frage: Welche Rolle sollen amerikanische Technologiekonzerne bei Gaia-X spielen? Die digitale Infrastruktur, die sich noch in der Konzeption befindet, soll die Abhängigkeit der europäischen Wirtschaft von Anbietern wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft und Google verringern.
Gleichzeitig hofft man aber auf deren Beteiligung: Standards für den Datenaustausch ergeben wenig Sinn, wenn die Marktführer nicht daran mitwirken.
Wie intern um den Umgang mit den Konzernen gerungen wird, zeigt die Entscheidung über die Kollaborationsplattform, über die sich die Gaia-X-Mitglieder austauschen: Nach Handelsblatt-Informationen bewarben sich mehrere Unternehmen, darunter Microsoft und Google. Beide hätten massiv geworben und ihre Systeme kostenlos angeboten, heißt es in Organisationskreisen.
Der Vorstand der gemeinnützigen Organisation entschied sich im Frühjahr nach einem mehrmonatigen Prozess allerdings für ein Angebot von Nextcloud, einem deutschen Dienstleister, der eine Plattform auf Grundlage von Open-Source-Software anbietet.
Das bestätigte Unternehmenschef Frank Karlitschek dem Handelsblatt. „Als langjähriges Mitglied von Gaia-X freue ich mich, dass man eine europäische, dezentrale Open-Source-Lösung gewählt hat“, erklärte er.
Open Source und Datenschutz als Argumente
Gaia-X hat rund 300 Mitglieder aus mehreren Ländern – daher benötigt das Projekt eine Plattform für die digitale Zusammenarbeit. Auf die Ausschreibung der gemeinnützigen Organisation meldeten sich mehrere Bewerber.
Bei vielen Unternehmensvertretern habe Microsoft Zuspruch erfahren, berichten Insider: Ein wichtiges Argument: Die Produkte des Konzerns sind bekannt. Die Managementebene wolle etwas, das funktional sei und schick aussehe, sagt einer, der die Diskussion verfolgt hat.
Allerdings bietet der amerikanische Konzern Produkte wie Windows, Office und Teams nicht nach dem Open-Source-Prinzip an, das anderen ermöglicht, den Quellcode zu prüfen, zu verändern und weiterzuverwenden – Gaia-X hat sich jedoch ausdrücklich das Ziel gesetzt, offene Technologien zu fördern.
Zudem hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) datenschutzrechtliche Bedenken gegenüber amerikanischen Cloud-Diensten aufgeworfen. Bei einem Projekt mit Leuchtturmcharakter habe man es daher als bedenklich eingeschätzt, Produkte der US-Anbieter zu verwenden, berichten informierte Gaia-X-Teilnehmer – trotz der grundsätzlichen Zusicherungen von Microsoft.
Auch das Angebot von Nextcloud war nicht perfekt, das deutsche Start-up musste nach dem Zuschlag noch einige Nachbesserungen liefern. Die Anforderungen seien in den letzten Monaten umgesetzt worden, sagt Unternehmenschef Karlitschek.
Große Ressourcen als Vorteil
Die Diskussion um die Kollaborationsplattform zeigt die Befindlichkeiten. Befürchtungen, dass die großen Cloud-Anbieter – im Branchenjargon Hyperscaler genannt – die Entwicklung von Gaia-X in ihrem Sinne massiv beeinflussen, haben sich bislang jedoch nicht bewahrheitet.
Die Konzerne seien aufgrund ihrer großen Ressourcen sehr aktiv, die Vertreter stets gut vorbereitet, berichtet ein Teilnehmer. Auf ihr großes Know-how beim Cloud-Computing könne man aber nur schwerlich verzichten.
Eigene Interessen dürften allerdings alle Teilnehmer haben, ob aus den USA, Deutschland oder Frankreich: Es geht darum, die Trends rechtzeitig mitzubekommen, aber auch eigene Impulse bei der Entwicklung zu geben.
Das Projekt Gaia-X hat das Ziel, ein „digitales Ökosystem“ aufzubauen, das den Datenaustausch über Organisationsgrenzen hinweg erleichtert. Standards und Schnittstellen sowie zentrale Komponenten wie Identitätsmanagement, Abrechnungssystem und Benutzeroberfläche sollen eine homogene Umgebung schaffen. Derzeit wird an der Umsetzung gearbeitet.
Das Konzept soll Unternehmen mehr Kontrolle über ihre Daten verschaffen – durch hohe Datenschutzstandards und Interoperabilität beispielsweise. Die Mitglieder seien verpflichtet, „die europäischen Werte des erhöhten Datenschutzes, der Transparenz, der Sicherheit und der Achtung der Datenrechte zu wahren“, betont das Bundeswirtschaftsministerium.
Unternehmen von außerhalb Europas – ob AWS oder Microsoft, Palantir oder Huawei – schließt der Gaia-X-Vorstand bewusst nicht aus. Man will einen Standard für Cloud-Dienste in der EU entwickeln, der für so viele Anbieter wie möglich gelten soll. Ein Zertifizierungs- und Testverfahren soll gewährleisten, dass Unternehmen Werte wie Transparenz, Offenheit und Datenschutz unterstützen.
Hier geht es zum Artikel auf www.handelsblatt.com

Florian Seikel
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