Ecommerce-Sendungen direkt in den Hausbriefkasten: Europäische Verpackungsnorm macht es möglich

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Die technische Spezifikation CEN/TS 17523 “ Verpackungen für briefkastenfähige Sendungen — Eigenschaften von Verpackungen für kleine und leichte Waren, die in den Briefkasten des Verbrauchers zugestellt werden“ harmonisiert die physischen Eigenschaften und Merkmale umweltgerechter Verpackungen kleiner und leichter Postsendungen, um direkt in die Hausbriefkästen der Empfänger zuzustellen.

Der online Einzelhandel führt zu steigenden Mengen. Internationale Versandstatistiken zeigen, dass 80 % der im Onlinehandel versandten Päckchen und Pakete weniger als zwei Kilogramm wiegen. 31% der Sendungen wiegen zwischen 200 g und 500 g. Der Warenwert liegt bei etwa 39 % aller Warensendungen unter 25 €. Die Mehrheit der Haushalte (68 %) bevorzugt eine Lieferung ins Haus.

Die populärsten sechs Produktkategorien bei grenzüberschreitenden Einkäufen waren im Jahr 2018 Kleidung (31 %), Unterhaltungselektronik (21 %), Kosmetik- und Gesundheitsprodukte (17 %), Schmuck und Uhren (11 %), Bücher, Musik und Medien (10 %) und Sport- und Freizeitartikel (10 %).

Benachrichtigungen über eine gescheiterte Zustellung, etwa weil der Empfänger nicht angetroffen wurde, sind keine Seltenheit und frustrieren Verbraucher zunehmend. Der Unmut der Kunden wächst, wenn die Warensendung einen Artikel enthält, der bei der Wahl der richtigen Verpackung einfach in den Hausbriefkasten gepasst hätte.

An der Ausgestaltung der Lieferung sind der Online-Einzelhändler (einschl. Hersteller), die Postzustellunternehmen (einschl. aller KEP) und die Verbraucher beteiligt.

Nach dem Versandaufkommen können die Online-Einzelhändler in vier Gruppen unterteilt werden:

  • globale Online-Einzelhändler;
  • regionale Online-Einzelhändler;
  • kleine Online-Einzelhändler;
  • Privatpersonen, die Privatverkäufe versenden.

Online-Einzelhändler verpacken jede Sendung nach den Erfordernissen des Produkts und der postalischen Zustelllogistik. Um den Arbeitsablauf zu beschleunigen und zu vereinfachen, versuchen Online-Einzelhändler ihre „ideale“ Verpackung, die das Produkt schützt, preiswert und einfach in der Anwendung ist und Rücksendungen ermöglicht, zu standardisieren. Bedauerlicherweise haben unternehmensspezifische Lösungen in der Vergangenheit vielfach zu „Überverpackung“ und „ungenutztem Raum“ in der Verpackung geführt. Dadurch werden wertvolle Ressourcen verschwendet. Es kommt durch das steigende Volumen auch zu umweltfeindlichem „sekundär Verkehr“, weil immer mehr Warensendungen, wegen der zu großen Verpackung, nicht beim ersten Zustellversuch in das Hausbrieffach des Adressaten eingelegt werden können. Adressaten müssen dann an Pick-up Lokationen (Postämtern, Hinterlegungsstellen, oder Paketstationen) selbst die Sendungen abholen.

Online-Einzelhändler, die Postsendungen größengerecht verpacken, können durch Einsparung von Betriebs- und Versandkosten, Lagerraum, Personalkosten und Verwaltungsaufwand, aber durch eine erhebliche Verkürzung der Sendungskonsolidierungs- und Verpackungszeiten ihre Selbstkosten deutlich senken. Zustellunternehmen können normierte Sendungen beim ersten Zustellversuch zustellen, und damit die Zustelllogistik effizierter und kostengünstiger planen.

Sollte die Ware zurückgesandt werden müssen, sind standardisierte Verpackungen zudem von strategischer Bedeutung für den Onlinemarkt.

Mehr als ¼ aller Warensendungen werden in zu großen Verpackungen versendet

Eine Studie der Postbetreiber hat 2019 ergeben, dass bereits 48% der Warensendungen in die Hausbrieffächer passen. Allerdings zeigt eine weitere Studie, dass 25,6 % der Verbraucher bestellte Waren erhielten, die in viel zu großen Paketkartons geliefert wurden. Bei 15 % der Versandkartons wurde zu viel Verpackungsmaterial verwendet. 22,8 % der Verbraucher äußerten sich enttäuscht über den Erhalt von Sendungen in Verpackungen mit Transportschäden, die zu einer Beschädigung oder dem Verlust des Paketinhalts hätten führen können. 20 % der Verpackungen waren für das Produkt ungeeignet. 7 % der Verbraucher gaben an, dass die Produkte infolge unsachgemäßer Verpackung beschädigt ankamen. 19,8 % waren der Meinung, dass die Verpackung für den Schutz des Inhalts nicht ausreichend war und dadurch die Gefahr einer Beschädigung bestand.

Stop-kosten sind für eine effiziente Zustellung von höchster Bedeutung

Wettbewerb und Dynamik im Postzustellmarkt wächst. Die Verbraucher verlangen eine kostengünstige und schnelle Zustellung. Die 4 großen online Einzelhändler (Amazon, eBay, Wish, Alibaba), mit einem Anteil von etwa 2/3 am europäischen online Handel, sowie die breits global agierenden Integratoren beginnen im Fulfillment vor der eigentlichen Zustellung die B2C-Zustellung zu gestalten.

Die Anzahl der Pakete nimmt pro Jahr im zweistelligen Bereich zu und parallel dazu die Anzahl der privaten Empfänger. Die Hauptprobleme für die Postbetreiber liegen in der Qualität und Anzahl der Zusteller, einer zunehmend schwierigen Zustellung in Fußgängerzonen zu begrenzten Zeiten, einem doppelten Zustellungsaufwand bei von Abwesenheit der Empfänger und Kapazitätsverschwendung durch Überverpackungen in der Logistik.

Für die online Einzelhändler ist die Zustellung wesentlicher Teil der Leistungserfüllung. Zusteller müssen dazu vertrauenswürdigen Marken, starke Fachkompetenz, landesweite Netzwerke ausbauen, um in einem stark wachsenden Markt ihren Anteil sowohl auf inländischen als auch auf grenz-überschreitenden Märkten zu halten und auszubauen.

Neben der Steigerung der Effizienz um zumindest 1/4 , muss es zu einer Ökologisierung kommen. Dabei wird die Verpackung der Waren, wenn diese nicht (wie in der temperaturgestützten Zustellung) wieder verwendet wird, keinesfalls zu einem Abfall, sondern ist ein wertvoller Rohstoff, der wiederverwertet werden muss.

Briefkastenfähige Verpackungen erfüllen Marktbedürfnisse

Die „briefkastenfähige“ Verpackung von Postsendungen erfüllt folgende Bedürfnisse des Marktes:

  • briefkastenfähige Postsendungen passen durch die Einwurföffnung des Briefkastens eines Kunden;
  • die erfolgreiche Erstzustellung bedeutet weniger Kosten für die Zustelldienste (Stop-Kosten) und weniger Emissionen fallen weg, keine Zweit- oder Drittzustellung und die Kunden ihre Pakete nicht in Postfilialen, Kurierdepots oder Paketshops abholen müssen, wodurch die Umwelt entlastet wird(sekundär Immissionen);
  • die Möglichkeit, Pakete zu stapeln, reduziert den Platzbedarf in Lagern und Zustellfahrzeugen und kann so den Arbeitsablauf (Sortierung, Disposition) bei den Online-Einzelhändlern und Zustelldiensten verbessern;
  • Normen erleichtern die Automatisierung, da die Hersteller ihre Lösungen an eine breitere Grundlage standardisierter Sendungsgrößen anpassen;
  • die Reduzierung von Verpackungsmaterial und der Einsatz von umweltfreundlichen Verpackungen (inkl. Klassifizierungen) verringern den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre.

Verpackungsvermeidung, Förderung der Kreislaufwirtschaft, Wiederverwertung

Die europäische technische Spezifikation steht im Einklang mit den europäischen Rahmengesetzen zu Verpackungen und Verpackungsabfällen. Ziel ist es die Entstehung von Verpackungsabfällen zu vermeiden. Wiederverwendung, das Recycling und andere Formen der Verwertung von Verpackungsabfällen, werden anstelle einer endgültigen Entsorgung gefördert. Beigetragen wird zum Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft:

  • die Abfallbewirtschaftung in der Europäischen Union sollte im Hinblick auf den Schutz, die Erhaltung und die Verbesserung der Beschaffenheit der Umwelt, den Schutz der menschlichen Gesundheit, die Gewährleistung einer umsichtigen, effizienten und rationellen Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Förderung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, die Erhöhung der Energieeffizienz, die Verringerung der Abhängigkeit der EU von importierten Ressourcen, die Schaffung neuer wirtschaftlicher Möglichkeiten und den Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Eine effizientere Ressourcennutzung würde auch erhebliche Nettoeinsparungen für Unternehmen, Behörden und Verbraucher in der EU bedeuten und gleichzeitig die jährlichen Treibhausgasemissionen insgesamt verringern;
  • da die Menge und die Art der verwendeten Verpackung im Allgemeinen eher von den Entscheidungen des Herstellers als des Verbrauchers abhängt, sollten die Hersteller verstärkt in die Verantwortung genommen werden. Dabei trägt die bei der Nutzung der „richtigen“ Verpackung darstellbare Steigerung der Effizienz als Entscheidungshilfe bei.

Die vorliegende technische Spezifikation steht in engem Zusammenhang mit der bestehenden Norm zu Hausbriefkästen CEN/EN 13724, die sich an der Briefhüllenformatreihe „C“ orientiert hat. Dabei handelte es sich um eine deutsche Norm [DIN 678-1:1998-01 Briefhüllen — Teil 1: Formate], die Formatreihe entspricht aber der Hauptgrößenkategorie für Großformatbriefhüllen in Europa.

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Walter Trezek

Founder

www.commerce-logistics.com

Sprecher logistic-natives e.V.